22.03.2022 20:27

Neophyten - gebietsfremde Pflanzen und warum sie ein Problem sind

Neophyten oder gebietsfremde Pflanzen sind Pflanzenarten, die sich auch in vielen anderen geografischen Regionen neben ihrer eigenen Heimatregion vermehren können. Diese exotischen Pflanzenarten wurden in der jüngeren Geschichte (ab 1492 – Entdeckung Amerikas) durch menschliche Aktivitäten direkt oder indirekt in neue Gebiete verlagert. Diese nicht-einheimischen Arten gebietsfremder invasiver Pflanzen werden auch als Neobiota bezeichnet. Dies Bezeichnung gilt auch für Tiere und Pilze. Spricht man nur von Tieren (z.B. Waschbären in Europa), dann sind dies Neozoen.

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Neophyten haben spezifische Eigenschaften wie: Anpassungsfähigkeit, Fortpflanzungsfähigkeit und Zugehörigkeit zum Menschen. Die Anfälligkeit des neuen Gebiets für Neophyten und die Anzahl der verdrängten Pflanzen bestimmen die Erfolgsrate für die Etablierung einer stabilen Population. Bewirtschaftete Wälder mit mehr menschlichen Störungen beherbergen Neophyten, die oft von einer ähnlichen Gruppe anderer gebietsfremder Arten befallen werden. Es wurde festgestellt, dass nicht bewirtschaftete Wälder mit den geringsten menschlichen Störungen im Allgemeinen widerstandsfähiger gegen invasive Arten sind.

Diese invasiven Neophyten produzieren oft eine große Anzahl von Samen (z.B. Kanadisches Berufskraut bringt es auf bis zu 250.000 Samen je Pflanze). Einige der gebietsfremden Pflanzenarten haben zudem ein konkurrierendes Wurzelsystem, das sich von einer einzigen Pflanze in große Bodenbereiche ausbreitet. Bei diesen Neophyten wächst das Wurzelsystem manchmal dichter, als es das Wurzelsystem der nahen Vegetation, dass somit sogar erdrückt wird.

Bei Neophyten handelt es sich um Wildpflanzen (in ihrer Heimatregion), deren Lebensraum für die weitere Verbreitung entscheidend ist. Das häufige Vorhandensein von Neophyten in einem wilden natürlichen Ökosystem zeigt die Wettbewerbsfähigkeit dieser Arten (z.B. Gemeine Nachtkerze). Daher gelten diese gebietsfremden Pflanzenarten als die zentrale Bedrohung für den weltweiten Schutz der Biodiversität und das Funktionieren von Ökosystemen auf nachhaltiger Basis. Diese Arten haben die Biodiversität aber bereits negativ beeinflusst, indem sie einheimische Arten durch Konkurrenz in ihrem lokale Ökosystem und ihrer Funktionsweise stören, zurückdrängen oder gar eliminieren.

Gemeine Nachtkerze

Aber die Wirkung der Neophyten ist sehr unterschiedlich. Einige gebietsfremde Pflanzenarten haben keine negativen Auswirkungen auf einheimische Pflanzen. Andere Neophyten können jedoch einen negativen Einfluss auf die Biodiversität ihres neuen Lebensraums haben. Neben der Störung des Lebensraums bedrohen diese auch das ganze einheimische Ökosystem. Fremde Pflanzen verändern die Ökosystemleistungen, die soziologische und wirtschaftliche Situation. Die gesundheitlichen und ökologischen Probleme im Zusammenhang mit fremden Pflanzen bestehen auf der ganzen Welt. Fremde Pflanzen haben zu Armut geführt und bedrohen weiterhin die Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft und das natürliche Ökosystem, die allesamt lebenswichtige Bestandteile der Menschen sind. Diese Schäden durch Neophyten werden zusätzlich durch Klimawandel, Umweltverschmutzung und menschliche Einflüsse ausgelöst.

Es wird berichtet, dass Neophyten die Hauptursache für den Verlust der biologischen Vielfalt sind. Neophyten können Umweltschäden und finanzielle Verluste verursachen, indem sie Lebensraum für landwirtschaftliche Schädlinge und Vektoren für Krankheitserreger schaffen, die Nutzpflanzen, Nutztiere und Menschen angreifen. Fremde Pflanzenarten sind ein aufkommendes Problem, da sie täglich eine wachsende Bedrohung darstellen und ihre Auswirkungen sehr schwerwiegend sind. 

Seit dem 17. Jahrhundert führten gebietsfremde invasive Pflanzenarten zum Aussterben von etwa 40 % der Tiere. Die Frage der gebietsfremden Arten hat sich in den letzten Jahrzehnten als das wichtigste Problem in der Naturschutzbiologie erwiesen. Fremde Pflanzenarten gelten derzeit als die zweithäufigste Ursache für den Verlust der Biodiversität nach der Zerstörung von Lebensräumen.

Industrialisierung und Globalisierung haben zu mehr Geschäftsaktivitäten, Transport, Reisen und Tourismus geführt. All das hat dazu beitragen, den Samen von Arten einzuführen und zu verbreiten, die in keiner der neuen geografischen Regionen heimisch sind. Der wichtige Träger von Saatgut gebietsfremder Pflanzenarten (und Tiere) sind Frachtschiffe, bei denen Neophyten-Saatgut in Containern oder Fracht unsichtbar sein kann. Auch die Luftfahrt verbreitet Neophyten. 

Das Wirtschaftswachstum jedes Landes kann mit der Einführung von Neophyten in diesem Land korrelieren. Menschliche Aktivitäten (z.B. Landwirtschaft, Forstwirtschaft, städtische Gärten, Fischerei, Transport, Erholung und Bautätigkeiten) lösen die beabsichtigte und unbeabsichtigte Ausbreitung von Arten über die natürlichen Grenzen hinweg aus. Der Handels- und Personenverkehr hat in den letzten Jahrzehnten enorm zugenommen, was die Einführung gebietsfremder Pflanzenarten begünstigt hat. Wenn der neue Lebensraum verstreuter Samen dem einheimischen Lebensraum ähnlich ist, können diese verstreuten Samen überleben und sich erfolgreich vermehren. Fremde Pflanzenarten konkurrieren erfolgreich um Nahrung, Lebensraum, Verbreitung, Vermehrung und schädigen das Ökosysteme.

Büschelschön

Aufgrund der Gefahren, die von Neophyten  ausgehen, erscheint deren Vernichtung zwingend erforderlich. Diese Vernichtung kann Folgendes umfassen: Rausreißen (mit Wurzel) und Ausgraben, ggf. Ersticken (kein Licht), Schneiden und Mähen, Herbizidbehandlung und biologische Kontrolle gebietsfremder Pflanzenarten. 

In der Schweiz wird die Bekämpfung organisiert und Gemeinden geben eine entsprechende Information zur Bekämpfung von Problempflanzen heraus. Nach der Anwendung vorbeugender Vernichtungsmaßnahmen sollte eine strenge Überwachung durchgeführt werden, um den Besatz mit Neophyten ordnungsgemäß zu kontrollieren. Alle entfernten Pflanzen sollten ordnungsgemäß entsorgt, verbrannt, aufgehäuft oder kompostiert werden. Aber gewisse Neophyten haben wir bewusst in unser Ökosystem eingebracht: Mais, Tomate und Kartoffel. 

Seit dem 01.03.2020 ist das Ausbringen von Pflanzen in der freien Natur genehmigungspflichtig. Nach § 40 BNatSchG trifft dies alle Pflanzen, die nicht schon vor 100 Jahren in diesem Gebiet vorgekommen sind.

Sollten meine Seedballs nicht für die freie Natur geeignet sein, so steht dies immer auf der jeweiligen Packung. In der Regel sollen die Samen nicht in der freien Natur ausgebracht werden, sondern in Stadtgärten.

Werfen von Brennnesseln