Dünger - auch zum Selbermachen

Warum überhaupt Dünger?

Jede Pflanze braucht Nährstoffe, egal ob in der Wohnung, auf dem Balkon oder im Garten – nur Wasser und Licht reicht nicht. Mit Dünger unterstützen wir ihre Existenz, das Wachstum, die Früchte und das Aussehen. Denn der vorgefundene Nährstoffmix ist schnell aufgebraucht – im abgeschlossenen Gefäß (Topf, Kasten, Kübel) schneller als im freien Boden. Sind keine oder nur noch wenige Nährstoffe vorhanden, kommt das Wachstum zum Erliegen, bleiben Blüten und Früchte aus und/oder es kommt zu Mangelerscheinungen.

Aber die Pflanzen brauchen nicht immer gleichviel Dünger. Im Frühling, bei Neustart und Blüte, werden besonders viele Nährstoffe benötigt – hier zahlt sich die richtige Düngung besonders aus. Aber auch danach, bei Wachstum und Fruchtbildung, wird eine regelmäßige Düngung honoriert. Erst im Herbst sollte die Düngung eingestellt werden und die Pflanze soll ihre wohlverdiente Ruhe erhalten – bis der Kreislauf im nächsten Frühjahr neu startet.

Dieser Kreislauf gilt für Zimmer- und Freilandpflanzen, denn der Kreislauf der Jahreszeiten gibt es auf der ganzen Welt – wenn auch nicht überall gleich ausgeprägt. Aber der Nährstoffbedarf der Pflanzen unterschiedlich. Es gibt sogenannte „Starkzehrer“ (z.B. Flieder, Kohl, Thomaten) und „Schwachzehrer“ (z.B. Hülsenfrüchte, Kräuter).

Aber der Dünger muss nicht gekauft werden. Die wichtige Nährstoffversorgung bekommt man auch selber hin. Allerdings kann der selbst erstellt Naturdünger nicht exakt dosiert bzw. der Nährstoffgehalt nur abgeschätzt werden. Zudem spart man Geld.


Um welche Nährstoffe geht es?

Stickstoff – Elementensymbol N – fehlt es, werden die Blätter nicht richtig grün (sehr hell bis gelblich) und das Wachstum setzt nicht richtig ein. Somit sind das Wachstum und die Blattfarbe normal, wenn die Versorgung mit Stickstoff genau richtig ist. Sollte die Pflanze zu viel Stickstoff bekommen, leidet ihre Abwehrkraft (Parasiten, Krankheiten) und das Wachstum ist gestört (schwach, dünn, lang)

Phosphor - Elementensymbol P - fehlt es, bleiben die Wurzeln, Blätter (eher braun als grün) und Blüten kümmerlich. Auch hier: ist alles gut, ist das Wachstum, die Blattfarbe und die Blütenbildung normal. Hat die Pflanze zu viel Phosphor ist auch hier das Wachstum gestört.

Calcium – Elementensymbol Ca – wirkt in erster Linie positiv auf den Boden und die Wurzeln und somit auf die Aufnahme der anderen Nährstoffe. Wird die Pflanze mit zu viel Calcium versorgt, bleiben die Blätter hellgrün.

Magnesium – Elementensymbol Mg  – fehlt es, werden auch bei einem Magnesiummangel die Blätter nicht so, wie sie sein sollten (i.d.R. richtig grün). Auch hier: ist alles gut, ist das Wachstum, die Blattfarbe und die Blütenbildung normal, denn Magnesium ist wichtig für den pflanzeninternen Wasserhaushalt und die Photosynthese. Gibt es zu viel Magnesium ist das Wachstum kümmerlich.

Schwefel – Elementensymbol S – fehlt es, ist das Pflanzenwachstum reduziert, ist zu viel davon da, dann auch.

Kalium – Elementensymbol K – fehlt es, ist auch hier das Wurzelwachstum reduziert. Ist es in der richtigen Menge vorhanden, geht es der Pflanze gut, denn es macht sie wiederstandsfähiger und ist gut für den pflanzeninternen Wasserhaushalt. Es ist gut für die Zellteilung in den Wurzeln.


Und dass benötige ich alles zum Selbermachen?

Muss nicht sein, kann aber! Der Fachhandel führt viele Arten von Dünger – von Spezial- über Bio- bis hin zu Volldünger. Letzterer ist eine Universalmischung. Die Zusammensetzung ist immer auf dem Etikett angegeben … also genau lesen!

Gibt es auch etwas Gutes zum Selbermachen?

Wenn Du aber Ressourcen schonen und etwas Abfall vermeiden möchtest, dann sind das hier einfache „Rezepte“ für eine Nährstoffversorgung der Pflanzen, von der die Herkunft bekannt und das Produkt 100 Prozent biologisch ist – je nachdem wo das Vorprodukt herkommt.


Kaffeesatz - der Klassiker

Die Reste vom aufgebrühten Kaffee sind reich an Kalium, Phosphor, Stickstoff und weiteren Mineralien. Daher ist er die einfachste Art die Pflanzen zu düngen. Aber es gibt verschiedene Wege:

1.    Den Kaffeesatz mit Wasser mischen und wie Flüssigdünger in das Gießwasser geben.

2.    Den Kaffeesatz trocknen und um die Pflanze streuen. Hierbei dauert es sehr lange, bis die Nährstoffe die Pflanze erreichen.

3.    Den Kaffeesatz trocknen und in die Erde einarbeiten

Würde der Kaffeesatz nicht getrocknet, wird er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anfangen zu schimmeln. Schimmel ist das Letzte, was ich an meinen Pflanzen haben möchte!

Kaffeesatz im Filter

Kaffeesatz im Filter

Kaffeesatz auf Zeitungspapier Kaffeesatz auf Zeitungspapier

Eierschalen - leicht zu verwenden

Bei Eierschalen sind die Verwendungsmöglichkeiten nicht so vielseitig wie beim Kaffeesatz. Sie besitzen aber viel Kalk und erhöhen den pH-Wert der Erde (daher hauptsächlich für Pflanzen zu verwenden, die saure Böden lieben – z.B. Hortensien.

Eierschalen müssen für eine schnelle Wirkung zermahlen und in Wasser mehrere Stunden eingeweicht werden. Anschließend gießt man mit dem Wasser die Pflanzen. Das Wasser wird dadurch nicht nur um Kalk angereichert, sondern auch um andere Bestandteile, wie z.B. Phosphor oder Eisen. Die restlichen Bestandteile kommen auf den Kompost oder in die Biotonne.


Ganze Eierschale Eierschale ganz

Brennnesseln - mal nicht als Tee oder Gemüse

Das Power-Food liefert auch einen Power-Dünger mit viel Stickstoff und weitere Mineralien wie Kalium und Kieselsäure. Es ist ganz einfach, es brauch nur etwas Platz. Denn das Gärbehältnis sollte in der Sonne stehen und riecht sehr stark

1.    Nimm 1 kg frische Brennnesseltriebe, die noch nicht geblüht haben (Samen überstehen den Verjauchungsprozess!) und zerkleinere sie.

2.    Packe sie zusammen mit 10 Litern (Regen-)Wasser in ein Gärbehältnis (kein Metall).

3.    Stelle dieses Behältnis (nicht luftdicht verschließen) für ca. 14 Tage in die Sonne und rühre ab und zu einmal um.

4.    Optional, wenn Dir der Geruch zu stark wird, streue eine Hand voll Steinmehl in die Masse. Dies bindet etwas.

5.    Nach ca. 14 Tagen (je nach Temperatur kann es auch einige Tage länger dauern) wird der Ansatz klar und dunkel – fertig! Soll sogar lagerfähig sein (noch nicht ausprobiert!)

Dass das Gebräu gehaltvoll ist, merkt man auch daran, dass man es nur im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt ausbringen (gießen) sollte. Andernfalls nimmt die Pflanze Schaden!

TIP: Frisch angesetzt hilft der Sud gegen Blattläuse. Das Nesselgift der Brennnessel hilft beim Aufsprühen gegen die Blattläuse. Hierzu aber wirklich nur den frischen Ansatz verwenden. Nach wenigen Tagen ist der Sud bereits zu stark, tötet immer noch die Blattläuse aber die Pflanze nimmt auch Schaden!


Was gibt es noch für Dünger zum Selbermachen?

Rainfarn - Verjaucht (300 Gramm der oberirdischen Pflanzenteile mit 10 Liter Regenwasser 14 Tage gären lassen) zwei mal wöchentlich auf die Pflanze spritzen - vertreibt Blattläuse, Milben, Insekten. Als Tee (15 Minuten ziehen lassen) hilft er als Spritzmittel gegen Apfelwickler, Läuse, Milben, Frostspanner. Früchte aber gründlich waschen, denn Rainfarn ist auch für den Menschen giftig.

Urin – Reich an Stickstoff und Spurenelementen. Allerdings sehr salzhaltig und ggf. mit Medikamentenrückständen belastet.

Mineralwasser – Reich an Mineralien, aber zu viel erhöht den pH-Wert der Erde und versalzt diese.

Mist – Pferde-/Stallmist (ohne das Stroh) ist von sich aus schon Dünger, aber auch abhängig von der Nahrung der Tiere. Muss großflächig in die Erde eingearbeitet werden.

Brühe – Kräuter einen Tag einweichen, dann 15-30 Minuten leicht aufkochen. 500g frische Kräuter auf 5 Liter Wasser – z.B. Rhabarberblätter gegen Läuse, Schachtelhalm gegen Pilze und zur allgemeinen Stärkung.

Bananenschalen – Wie die festen Bestandteile der Eierschale eher etwas für den Kompost.

Bokashi – Das Ablasswasser aus dem Bokashi-Eimer muss stark verdünnt werden, da es durch die Fermentation sauer ist. Super schöne Methode um an Dünger zu kommen, bevor die Küchenabfälle auf dem Kompost landen. Da der Bokashi-Eimer über Fermentation und Luftabschluss funktioniert, könnte er auch direkt in der Küche stehen. Ist ganz einfach: Küchenabfälle hinein in den Spezialeimer, Mikroorganismen hinzu, Deckel darauf (alles wiederholen, bis der Eimer voll ist). Nach ca. drei Wochen ist der Prozess abgeschlossen. Die Küchenabfälle haben ihr Aussehen nicht verändert und müssen noch in Erde umgewandelt werden -> via Komposter (oder Bio-Tonne).

Kaltwasserauszug – das Ausgangsmaterial sind immer klein gehackte/geschnittene Pflanzenteile, die wenige Tage stehen gelassen werden. Geeignete Pflanzen sind Schafgabe, Beinwell aber auch Zwiebeln.

Kompost – ist ein guter Bodenverbesserer für schwere oder leichte Böden und versorgt im Boden lebende Tiere mit allem, was diese zum Leben benötigen – eine Grundversorgung.

Kompostwasser – reifen Kompost mit Wasser in einem Eimer schwemmen, einige Tage ziehen lassen, abgießen und fertig ist der Flüssigdünger.

Gründünger - hierbei werden andere Pflanzen als Dünger und/oder zur Bodenverbesserung eingesetzt. In der Regel wird der Gründünger später wieder in den Boden eingearbeitet.


Wie dünge ich richtig?

Die wichtigste Regel ist frühzeitig und regelmäßig! Zeigt sich ein Nährstoffmangel, kann dieser nur schwer und langwierig behoben werden, wenn überhaupt. Wie bereits oben beschrieben, benötigt die Pflanze im Frühjahr die meisten Nährstoffe, im Winter eher gar nichts. Dünge immer mit (etwas) Wasser, denn dadurch werden die Nährstoffe zu den Wurzeln gespühlt.



Alle Angaben ohne Gewähr – auch wenn ich die meisten Methoden/Rezepte selber regelmäßig umsetze. Doch lieber kaufen? Im Handel gibt es viele biologische Dünger, die erprobt und ihre Berechtigung haben.